Das Buch “Der Vagusnerv – unser innerer Therapeut” legt den Fokus auf psychische Erkrankungen und liefert Ansätze wie wir unsere Regulation im Alltag selbst aktiv unterstützen können. Die Wahrnehmungs-, Atem- und Körperübungen sind leicht verständlich und eigenständig gut umsetzbar. Eine Buchempfehlung für alle, die mehr über die Polyvagal-Theorie wissen und gleichzeitig aktiv an ihrem psychischen Wohlbefinden arbeiten möchten.
Wir alle besitzen ein autonomes Nervensystem, das ganz ohne unser aktives Zutun viele Vorgänge in unserem Körper steuert. Nach der Polyvagal-Theorie nimmt der Vagus-Nerv eine wichtige Rolle in diesem System ein. Er ist an Regelkreisen im Körper beteiligt, die bei Sicherheit, Stress oder Gefahren auf drei autonome Reaktionsmuster zurückgreifen: Im “sympathisch” geprägten Zustand werden Kräfte mobilisiert, um kämpfen oder fliehen zu können. Der “dorsal-vagal” geprägte Zustand ist der Energiesparmodus, der in sehr extremen Situationen zum Todstellreflex, Erstarrung oder gar Dissoziationen führt. Im “ventral-vagal” geprägten Zustand überwiegt das Gefühl von Sicher- und Geborgenheit. Hier fällt es uns leicht mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, die Herausforderungen des Lebens zu meistern oder unsere Ziele zu verfolgen.
Normalerweise wechseln sich diese Zustände in unserem alltäglichen Leben ab. Personen, die frühe Verletzungen oder Traumata erlebt haben, besitzen jedoch häufig ein chronisch dysreguliertes Nervensystem. Als Konsequenz geraten sie viel schneller und länger in einen sympathischen (Aktivierung) oder dorsalen (Shutdown) Zustand. Diese Personen sind deswegen nicht schwächer oder müssten sich einfach nur mehr anstrengen. Sie besitzen einfach ein engeres “Toleranzfenster”.
Leider können wir uns nicht mit einem Fingerschnippen aus diesen Zuständen befreien. Insbesondere bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Traumfolgestörungen benötigen wir Geduld und professionelle Unterstützung.
