Wer bin ich … und wenn ja wie viele?
„Wer bin ich?“ Diese Frage beschäftigt uns Menschen schon seit vielen Jahrhunderten. Während frühere Forscher:innnen das Selbst als einen homogenen und unverrückbaren Anteil sahen, sind sich heutige Wissenschaftler:innen weitestgehend einig, dass unser Selbst aus verschiedenen Teil-Identitäten besteht, die sich beispielsweise in unterschiedlichen Eigenschaften, Rollen oder Selbstüberzeugungen zeigen. Jochen Peichl nennt dafür in seinem Buch „Jedes ICH ist viele TEILE“ ein treffendes Beispiel:
„Ja, das bin ich alles. Meine rheinländische Begeisterung für den Karneval, meine professionelle Bänkerseite und mein Kind in mir, wenn ich mit den Kindern beim Fußball bin usw. Aber alle zusammen bin ich und unverwechselbar: Hennes Kleinschrot aus dem Rosenwinkel 39a in Köln.“ (S.31)
Die meisten Menschen können sich diesen Selbstanteilen bewusst werden und sie alle in ihr Selbstkonzept integrieren. In der Psychotherapie macht sich dies die sogenannte „Ego-State-Therapie“ zu nutze. Die Methode wird häufig auch als „Teilearbeit“ bezeichnet, da die verschiedenen inneren Selbst-Anteile identifiziert und anschließend mit ihnen gearbeitet wird.
Peichl geht davon aus, dass wir alle ca. 5-10 verschiedene Selbst-Zustände besitzen, die im Alltag leicht aktiviert werden und unser Handeln steuern. Das können sowohl erwachse, als auch kindliche Anteile sein, wie im Beispiel von Herrn Kleinschrot. In der Regel sind uns diese “Oberflächen-Anteile” bewusst und weitestgehend funktional.
Überlege einmal welche Rollen das bei dir sein könnten? Die erfolgreiche Firmenschef:in, der liebevolle Vater/Mutter, das kreative Kind, der trotzige Jugendliche mit „Null-Bock“-Einstellung?
Es gibt jedoch auch sogenannte „Tiefen-Anteile“, die uns meist nicht bewusst sind, aber unser Leben maßgeblich mitbestimmen. Diese Anteile tragen oft schmerzhafte oder gar traumatische Lebenserfahrungen mit sich und sind nur durch spezielle Psychotherapiemethoden ergründbar.
Im Buch erfährst du was es mit der Teile-Arbeit auf sich hat, welche inneren Anteile es geben kann und was diese mit Themen wie Selbstregulation oder Selbstliebe zu tun haben. Spannend!
