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Namaste in Sankt Peter Ording

Mein erstes Yoga Retreat war auch mein erstes mal Yoga überhaupt. Schon oft bin ich auf die Sportart gestoßen, schon oft hatte ich von den gesundheitsförderlichen Aspekten des Yogas gehört. Ich war jedoch in meiner Vergangenheit immer eher schnellen und taffen Sportarten verfallen und übte mich im Handball, Marathonlaufen und CrossFit.

Erst meine Depression zwang mich in die Knie. Plötzlich war allein die Vorstellung an diese intensive Bewegung zu viel. Ich igelte mich zu Hause ein, ich wollte niemanden sehen. Dann kam die Woche, in der sowohl mein Arzt als auch meine Therapeutin in den Urlaub gingen. Von Beiden bekam ich die Auflage in dieser Woche unter Menschen zu gehen und in Bewegung zu kommen.

Nach einem langen inneren Kampf überwand ich mich und suchte mir ein Yoga Retreat am Meer. Und ich fand ganz spontan das “Simplicity” Retreat im Kubatzki Hotel in Sankt Peter Ording. Es wurde geleitet von der wunderbaren Maria Baumgärtner, einer Yoga-Lehrerin aus Köln. Der Tagesablauf bestand aus einer intensiveren Yoga-Einheit am Morgen, einer Tagesaufgabe sowie einer entspannenden Yoga- oder Meditationssession am Abend. Ich hatte Respekt, allerdings mehr vor der Gruppe und den Menschen, als vor der Bewegung an sich.

Tagesablauf

08:00 – 09:30 Uhr
Morning Practice
Vinyasa Flow Yoga / Ashtanga Yoga / Pranayama / Chanting

anschl. Frühstück bis 12:00 Uhr

– Freizeit/Tagesaufgabe –

16:30 – 18:00 Uhr
Evening Practice
Sanftes Yin Yoga / Long Deep & Slow Flow / Meditation

18:30 gemeinsames Dinner

Das Retreat erstreckte sich über knapp fünf Tage und lehnte sich an das Konzept von “Purusha/Prakriti” und den verschiedenen “Koshas” im Yoga an. Beide Begriffe waren mir bis dahin absolut fremd. Jedoch merkte ich schnell das Yoga viel mehr ist als “der herabschauende Hund” oder “die Kobra”. Es ist ein ganzheitliches Konzept, das sowohl den Körper, als auch den Geist mit einbezieht.

Während “Purusha” das absolut reine Bewusstsein oder auch unsere Seele beschreibt, so fallen alle anderen Gemütszustände unter den Begriff “Prakriti”. Dazu gehören die sogenannten Gunas wie “Sattva”, “Rajas” und “Tamas”.

Sattva: Ganz viel Sattva haben wir Menschen in uns, wenn wir uns ruhig und ausgeglichen fühlen. Wir sind dann in einem Zustand von Klarheit und Harmonie.

Rajas: Rajas können positiv wie auch negativ auf uns einwirken. Es ist die Kraft, der Trieb, die Leidenschaft, die uns antreibt und zu Leistung motiviert. Sie kann aber auch umschlagen in Gier, Missgunst oder Hass. Bekanntlich macht es die Mischung aus.

Tamas: Das dritte Guna macht uns träge, verwirrt und bremst uns aus. Oft wird Tamas auch als dunkle Macht beschrieben, die uns täuscht und verunsichert.

Wir Menschen tragen alle Eigenschaften zu jeder Zeit in uns. Yoga und Meditation können uns dabei helfen diese in Einklang zu bringen und uns selbst zu harmonisieren. Letztendlich sorgen wir Menschen aber durch fast jede alltägliche Handlung für einen Ausgleich oder eine Verstärkung der Gunas. So kann ein leckeres Essen positiven Einfluss auf unser Sattva haben, während Bewegung hilft unsere Rajas auszuleben.

Das Kubatzki Hotel in Sankt Peter Ording war der ideale Gastgeber für dieses Retreat. Das Hotel ist modern eingerichtet, die Yoga Räume toll ausgestattet und das Essen war unbeschreiblich gut. Neben dem “hosten” von Retreats bietet das Hotel auch eigene Yoga-Stunden an und eignet sich deshalb für alle, die vielleicht auch einfach mal nur ein paar Tage Auszeit für sich nehmen wollen. Zum schönen breiten Sandstrand der Nordsee sind es ebenfalls nur ca. 5-10 Minuten Gehzeit.

Insgesamt hat die tägliche Routine mir geholfen wieder etwas in die Gänge zu kommen. Auch die Gruppe war ein wesentlicher Faktor, der mir geholfen hat. Mir ist besonders aufgefallen, dass alle Teilnehmer des Retreats eine besondere Geschichte haben und sich selbst und ihr tägliches Tun stets hinterfragen bzw. aktiv für eine Verbesserung ihres Lebens eintreten. Ich war beeindruckt von jedem Einzelnen.

Was hat es mit den Koshas auf sich? 

Jeder Tag des Retreats widmete sich einem der fünf sogenannten Koshas. Dies sind Hüllen, die unsere Seele und unser Selbst umgeben und die fünf Elemente Feuer, Luft, Wasser, Erde und Äther repräsentieren.

Die 5 Koshas sind:

  1. Anamaya Kosha- der physische Körper
  2. Pranamaya Kosha- die Energie Hülle
  3. Manomaya Kosha- die Gefühls Hülle
  4. Vijnanamaya Kosha- die Geist Hülle
  5. Anandamaya Kosha- die Wonne Hülle

Die letzten Jahre habe ich mich immer wieder gefragt was eigentlich der Sinn des Lebens ist. Warum sind wir auf dieser Welt und wer bin ich eigentlich wirklich? In der Theorie sollen die Koshas diese Fragen beantworten, jedoch nur, wenn man es schafft alle fünf Hüllen zeitgleich zu spüren. Dies bedarf viel Yoga-Praxis, denn wir Menschen können ohne tägliches Üben oftmals immer nur ein oder zwei der Hüllen zeitgleich fühlen. Wenn wir jedoch anfangen den physischen Körper zu nähren (Anamaya Kosha), zum Beispiel, durch gesunde Ernährung und Bewegung, so werden uns nach und nach immer mehr Schichten zu unserem Selbst eröffnet. Ein wirklich spannendes Konzept.

Photo by Zoltan Tasi on Unsplash
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