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Depressionen ≠ Glück

Die Sonne scheint. Ich helfe einer alten Dame über die Straße. Eine Frau lächelt mich im Fahrstuhl an…

Immer wieder lese ich dieses nett gemeinte Zitat: „Es sind die kleinen Dinge im Leben, die glücklich machen“. Für einen kleinen Moment freue ich mich auch über eben diese Kleinigkeiten. Doch am Ende des Tages stelle ich mir immer wieder die Frage: „Und das soll es gewesen sein?“, „Deswegen soll ich jetzt glücklich sein?“ Nein, so einfach nicht mit mir, da müssen schon andere Dinge passieren.

„Wann wären Sie denn glücklich?“, höre ich eine bekannte Stimme fragen. Tja, das ist eine gute Frage, antworte ich und merke das ich mir darüber so wirklich noch nie Gedanken gemacht habe. Ich wusste eigentlich immer nur wann ich NICHT glücklich bin, nämlich fast immer. Doch dann lasse ich mich auf die Frage ein und höre mein Herz unsicher sprechen:

  • Alle bösen und unfair handelnden Menschen werden weggesperrt
  • Meine Schwester lebt in meiner Nähe und ist nur für mich da
  • Ich bin völlig frei und kann jeden Tag selbst bestimmen was ich machen möchte
  • Es herrscht überall Frieden auf der Welt

Dann wäre ich glücklich! Vielleicht … Also glaube ich zumindest … Ich merke selbst wie unrealistisch meine Antwort ist, welch hohe Hürde ich mir da auferlegt habe. Dennoch geben mir so viele kleine und große Momente nichts und was ist das Leben wert, wenn nichts mehr richtig Freude bereiten kann? Wenn die gemütliche Wohnung nichts wert ist oder der Sonnenschein, die Gesundheit, ein heißer Tee oder die Familie?

Remo Largo, ein bekannter Mediziner, sagte einmal, dass du zum Glücklichsein sieben körperliche und psychische Grundbedürfnisse gestillt sein müssen:

  • Geborgenheit
  • Existenzielle Sicherheit
  • Körperliche Integrität
  • Anerkennung
  • Sozialer Status
  • Leistung
  • Selbstentfaltung

Jeder Mensch hat dabei andere Prioritäten und legt einen anderen Stellenwert auf die einzelnen Bedürfnisse. Mir persönlich wären zum Beispiel Anerkennung, Geborgenheit & Selbstentfaltung am wichtigsten. Mir wird deutlich, dass besonders die Depression kräftig an diesen Grundbedürfnissen rüttelt. Aber schauen wir uns die einzelnen Faktoren in Bezug auf die Krankheit einmal genauer an.

Körperliche Integrität: Wird auch als körperliche Unversehrtheit beschrieben. Erkrankte leiden oft unter Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Appetitverlust oder Appetitsteigerung sowie teils massiven Schlafproblemen.

Existenzielle Sicherheit: Viele Depressive fallen häufig lange bei der Arbeit aus und haben mitunter starke existenzielle Ängste, Hoffnungslosigkeit oder verlieren sogar ihren Job.

Geborgenheit: Depressionen gehen immer wieder mit starker Isolation einher. Im Gegensatz zu Geborgenheit fühlen die meisten Erkrankten Einsamkeit und Unsicherheit.

Sozialer Status: Das Gefühl der Wertlosigkeit verhindert oft eine starke Positionierung innerhalb des sozialen Umfeldes. Ebenso vermindert auch hier der Rückzug regelmäßig das Bedürfniss nach Kontakt, Kommunikation und Beziehungen.

Anerkennung: Jeder Mensch möchte anerkannt werden für das was er ist und für das was er tut. Depressive Personen haben jedoch häufig Schwierigkeiten sich selbst Anerkennung zu schenken oder diese von anderen anzunehmen.

Leistung: Antriebslos, müde und erschöpft – wirkliche Leistung zu erbringen fällt Menschen mit Depressionen mitunter schwer. Bei schweren Formen kann sogar das Zähneputzen zu einem Leistungsakt werden.

Selbstentfaltung: Für mich die Königsklasse! Wer würde sich nicht gerne selbst entfalten, das eigene Potential voll ausschöpfen? Auch der amerikanische Psychologe Maslow stellte in seiner bekannten “Bedürfnisspyramide” die Selbstentfaltung zunächst an höchster Stelle. 1970 erweiterte er sein Modell um eine Stufe und führte die Transzendenz, die Suche nach Gott, noch über der Selbstverwirklichung ein.

Abgesehen von den oben beschriebenen Bedürfnissen, gibt es noch zahlreiche andere Theorien über das Glücklichsein. Auffällig ist, dass in fast allen Modellen der soziale Faktor eine sehr große Rolle spielt und damit der Wunsch nach Freundschaft, Liebe, Gemeinschaft und Bindung. Die Theorie der Grundbedürfnisse verdeutlicht zudem, dass ohne die Befriedigung dieser Bedürfnisse die Basis für das Glücklichsein fehlen kann und jegliche Bemühungen dahingegen erschwert werden.

Wenn du diese Probleme kennst, wenn du an Depressionen leidest oder auch einfach gerade eine schwierige, freudlose Phase durchlebst, dann hole dir Hilfe bei einem Arzt oder Psychotherapeuten. Vielleicht riskierst du, dass du scheiterst. Vielleicht gewinnst du aber auch dein Leben zurück und dein verlorenes Glück.

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